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Königs Wusterhausen  
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Es muss etwas geschehen mit dem Funkerberg. Soweit herrscht Einigkeit. Aber was?
Die Stadtverwaltung hat einen Rahmenplan für das Gelände vorgelegt und favorisiert darin eine ausgedehnte gewerbliche Nutzung, Wohnbebauung und die Entwicklung des Museums.
Der Funkerberg ist tatsächlich das Gebiet mit den vielfältigsten Entwicklungsmöglichkeiten in der Stadt. Doch ist die Frage, ob Königs Wusterhausen schon wieder ein neues Gewerbegebiet braucht? Die direkt nebenan liegenden Gewerbeflächen im Königspark ziehen seit Jahren keine Interessenten an. In Zernsdorf wurde Mitte der neunziger Jahre mit Fördergeldern das Gewerbe- und Industriezentrum angelegt und steht seitdem leer, in Zeesen und am Hafen gibt es ebenfalls noch genügend ungenutzter Flächen in solchen Gebieten. Und trotz zweijährigen Bemühens seitens der Entwicklungsgesellschaft für den Funkerberg, EBEG, gibt es bisher keine Investoren, die sich auf dem Funkerberg ansiedeln möchten.
Ist es also sinnvoll und vernünftig für die Stadt, sich auf einen solchen Rahmenplan festzulegen?
Zumal für die Bereitstellung der Gewerbeflächen etwa die Hälfte der 80 Hektar Waldfläche abgeholzt, vier Hektar gesetzlich geschützter Biotope aus Rotbuchen- und Eichenmischwäldern vernichtet werden müssten. Ebenso würde der Lebensraum von Feldhase, Hauben- und Feldlerche, Dachs, Turmfalke und Pirol beseitigt, obwohl sie alle auf der Roten Liste der gefährdeten Arten Brandenburgs stehen und nach Bundesartenschutzgesetz sogar geschützt sind.
So wie der Funkerberg jetzt ist, soll er nicht bleiben. Klar. Aber gehen die Pläne nicht auch etwas behutsamer?
Bisher schützt der Wald auf dem Funkerberg die Stadt vor dem Lärm und den Abgasen der Autobahn. Das wird noch wichtiger, wenn erst die Eigenheime direkt am südlichen Funkerberg gebaut werden. Auch kann die Vernichtung der Bäume und Grünflächen auf dem Berg nicht durch Neupflanzungen innerhalb der Stadt ersetzt werden. Natürlich besteht die Auflage, den Verlust anderswo auszugleichen. Doch was nützt es den heute hier lebenden Menschen und Tieren, wenn vielleicht in 50 bis 100 Jahren ein neuer Wald in irgendeiner anderen Gegend gewachsen ist?
Beim Kauf des Geländes durch die Stadt vor drei Jahren war noch ein Freizeitgebiet, ein Stadtpark versprochen worden. Seitdem ist das Museum wieder eröffnet und einiges an den alten Sendehäusern und -einrichtungen gemacht worden. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Jetzt drängt die Zeit. 2010 will die Stadt die Entwicklung des Funkerberges letztmalig mit 350000 Euro unterstützen. Danach soll sich, laut Plan der Stadtverordneten, das Gelände selbst finanzieren. Das wird schwierig. Aber es muss dennoch nicht zwangsläufig durch das Zubauen mit Gewerbegebieten, Bürohäusern oder Caravanstellplätzen geschehen.
Möglich wären auch touristische Angebote für EinwohnerInnen und BesucherInnen der Stadt, die das Vorhandene einbeziehen. Was ist beispielsweise aus den Ideen des Weinanbaus oder der Landesgartenschau auf dem Berg geworden? Welche konkreten Pläne ergeben sich für das Gelände aus dem kultur-touristischen Konzept, das die Stadt erarbeiten ließ? Was hat der Antrag der Stadt bei der UNESCO ergeben, den Berg mit seinen Funkeinrichtungen ins Weltkulturerbe aufzunehmen?
Erschließen wir den Funkerberg für die Stadt. Aber tun wir das mit Augenmaß und Achtung vor dem Leben, das dort existiert.

Januar 2010