Header image  
Königs Wusterhausen  
  [ HOME ]
 
 

Hilfe für Frauen, die in ihrer Kindheit sexuelle Gewalt erfahren haben oder dies vermuten, gibt es seit Sommer 2009 auch in Königs Wusterhausen. Die ehemalige Wildwasser-Beraterin Beate Richter aus Berlin baut derzeit ein solches Beratungsangebot für die Landkreise Dahme-Spreewald und Teltow-Fläming auf. Ihre erste Kontaktstelle befindet sich im Valetudo Haus für Gesundheit und Familie in der Friedrich-Engels-Straße 25.

12052 Anzeigen wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern wurden laut Bundeskriminalamt 2008 in Deutschland von der Polizei aufgenommen. Schätzungen der Dunkelziffer, die auch von Wildwasser vertreten werden, gehen davon aus, dass jedes dritte bis vierte Mädchen und jeder siebente bis achte Junge in der Kindheit sexuelle Gewalt erlebt.

„Sexuelle Gewalt fängt schon weit vor dem körperlichen Missbrauch an“, sagt Beate Richter. „Dazu gehört schon, wenn ein Kind in einer sexualisierten Atmosphäre aufwächst. Wenn das Mädchen von Familienmitgliedern auf eine Weise betrachtet wird, die nicht sein sollte, es im Badezimmer nicht allein sein kann, es ständig anzüglichen Bemerkungen ausgesetzt ist. Das ist ganz subtil und das Mädchen denkt dann oft, na ja so schlimm ist es ja nicht. Dennoch kann dieser Umgang ganz gravierende Folgen für die Frauen haben“
Und meist beeinflussen die traumatischen Erlebnisse aus der Kindheit die Frauen ein Leben lang. Sie leiden beispielsweise unter ständiger Angst, Depressionen, dem Gefühl der Wertlosigkeit, Scham- und Schulgefühlen, gestörter Sexualität, Problemen in der Partnerschaft.

Die Diagnosen und Therapien für die Frauen sind denn auch vielfältig, helfen ihnen aber oft nicht weiter. „Ich bin im Gegensatz zu vielen Therapeuten nicht der Meinung, dass ich es mit einem Krankheitsbild zu tun habe, das auf diese oder jene Art behandelt werden muss“, sagt Beate Richter. „Für mich ist die Frau überhaupt nicht krank, weder gestört noch verrückt. Im Rahmen dessen, was ihr passiert ist, ist sie normal. Und so behandle ich die Frau.“ Am wichtigsten ist ihr dabei das gleichberechtigte, vertrauensvolle Gespräch. Ergänzend nutzt sie Methoden aus der Körperwahrnehmung und des Dialogs der inneren Stimmen. „Die seelischen und körperlichen Verletzungen der Frau kann ich nicht rückgängig machen, aber ich möchte ihr zeigen, dass sie ihre ganz persönlichen Stärken und Fähigkeiten hat, auf denen sie ihr Leben aufbauen kann.“

Beate Richter hat selbst sexuelle Gewalt als Kind erfahren, kam erst nach vielen vergeblichen Therapien zu Wildwasser in die Selbsthilfegruppe und hat in dem für sie heilsamen Austausch mit anderen betroffenen Frauen, ihre Fähigkeit entdeckt, helfen zu können.
Sie möchte daher Beratungen und Selbsthilfegruppen in den Mehrgenerationen- und Frauenhäusern in Dahme-Spreewald und Teltow-Fläming anbieten. Das Interesse der Gleichstellungsbeauftragten beider Landkreise ist groß. Unklar ist bisher jedoch die Finanzierung. Im Gespräch ist Beate Richter auch mit der AOK in Königs Wusterhausen, die angeboten hat, die Kosten für jeweils drei Beratungsstunden zu übernehmen.
Zu erreichen ist Beate Richter im Valetudo Haus unter der Telefonnummer 03375 /20 91 51 oder über ihre Internetseite www.beratung-begleitung-bewaeltigung.de.

November 2009