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Königs Wusterhauen  
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Das Leben in Autobahnnähe ist selten ungestört. Die Zernsdorferinnen und Zernsdorfer beklagen die Geräuschkulisse von 139 000 Fahrzeugen täglich. Mit ihrer Initiative gegen Autobahnlärm kämpfen sie nun für die Wiederkehr ihrer Ruhe. Denn Lärm macht krank. Schlafstörungen, Herz-Kreislaufprobleme,  schnellere Alterung, früherer Tod gelten laut Umweltbundesamt als erwiesen.

 

Viele Menschen aus Zernsdorf fühlen sich dem Lärm der anderen ausgeliefert und wollen, dass sie davor geschützt werden. Beim Treffen mit Brandenburgs Verkehrsminister Jörg Vogelsänger, Bürgermeister Lutz Franzke und Stadtverordneten waren die Forderungen dann auch schnell genannt: Geschwindigkeit für Lkw reduzieren, Flüsterasphalt und Lärmschutzwand auf rund drei Kilometer. 

 

Es ist zwar so, dass sich die BewohnerIinnen eines einzelnen Ortes den Tatsachen einer Gesellschaft, die ihr ganzes Leben rund um das Auto organisiert hat, kaum entziehen können.  Aber ebenso richtig ist, dass es die einzelnen Menschen in der Gemeinschaft sind, die den Lärm verursachen.

 

Auch die Zernsdorferinnen und Zernsdorfer fahren über die Autobahn zur Arbeit, zum Einkaufen oder zum Freizeitvergnügen. Ist das der Grund, warum eine geringere Geschwindigkeit nur für Lkw gefordert wird? Weil man selbst im Auto ja zügig vorankommen möchte? Ebenso steigen die meisten von ihnen  selbst für den noch so kurzen Weg beispielsweise zum Bäcker oder zum Italiener im Dorf in das Auto und sind somit Lärmquelle für andere.

 

Und es ist ja nicht nur der Verkehr, der Krach macht. Kein Wochenende vergeht ohne den Gebrauch aller möglichen motorisierten Geräte für Haus und Garten in der Nachbarschaft. Selbst Laub wird nicht mehr geharkt, sondern elektrisch zusammen geblasen.

Lärmschutz als kurzfristiges Ziel muss sein. Dabei sind Abschottung, niedrigere Geschwindigkeiten, geräuschärmere Technik und im Fall von Zernsdorf die Pflicht zur Wiederaufforstung der bereits ausgebeuteten Kiesgrubenteile entlang der A10 durchaus ein Weg. Aber deutlich nachhaltiger und gesünder ist es, Lärm zu vermeiden. Sonst leben wir künftig umzingelt von Lärmschutzwänden und  vermutlich immer nur vorübergehend etwas ruhiger. Bleibt daher die Anregung für die Mitglieder der Zernsdorfer Initiative, sich ebenso engagiert wie gegen den Lärm von der Autobahn der Vermeidung von Lärm im Dorf und durch das eigene Auto zuzuwenden. Denn den Lärm machen nicht immer nur die anderen.

 

Juli 2010