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Königs Wusterhausen  
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Der Königs Wusterhausener Jugendklub des Stadtjugendringes ist seit Oktober 2008 am Donnerstagnachmittag ausschließlich für Jungen geöffnet. Die MAZ berichtete am 26. November darüber. Sozialarbeiter Andreas Edler nannte in dem Beitrag diesen reinen Jungentag ein „freundliches Angebot“, bei dem die Jungen mal unter sich sein könnten ohne den Drang, sich vor den Mädchen produzieren zu müssen. Auch würden die Jungen nach dem gemeinsamen Kochen an diesem Tag das Abwaschen übernehmen und nicht wie zu Hause, es Mutter oder Schwester überlassen. Das sei ja typisches Rollendenken.

Kerstin Rist von der Frauenliste machte sich über dieses Art, die Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern zu fördern und sich mit herkömmlichen Rollenmustern auseinanderzusetzen, ihre Gedanken und schrieb sie in einem Leserinnenbrief, den wir hier zitieren, an die MAZ:

„Es ist keine Frage der Gleichberechtigung, wenn ein Jungentag organisiert wird, damit Mann „ganz ohne „Poser-Druck“ mal ein paar Stündchen für sich“ sein kann. Es ist auch keine Frage von Ungleichbehandlung, wenn Männer ohne Frauenarzt auskommen müssen.

Wegen mir - als Frau - sollen Jungen doch einen Jungentag haben, wo „erfahrene Sozialarbeiter als Ansprechpartner zu Verfügung stehen“. Nur früher sind die Geschlechter miteinander groß geworden, dass war gerade dass interessante am Erwachsenwerden. Auf diese Weise gab es dann auch die Möglichkeit, neue eigene Wege im Geschlechtermiteinander zu „erfinden“. Wenn nun – wie hier - selektiert wird, damit innerhalb des Geschlechts „Geschlechterweisheiten“ weitergegeben und Rollenmodelle fortgeführt werden, hat dies mit Gleichberechtigung gerade überhaupt nichts zu tun.

Auch die dringlichen Themen der Jungen - Armee als allerallererstes noch vor Liebe und Sex! - erfordern keine Selektion, denn sie gehen auch die Mädchen etwas an und lassen bei Einzelunterricht Schlimmstes befürchten.

Wenn in dem Beitrag nun weiter begründet wird, dass man mit Koch- Näh- und Stopfkursen den Mädchen imponieren könnte, so kennt er die Ladies von heute aber schlecht. Ich denke, auch die Jungs der Stadt werden noch nicht so weit von erfahrenen Ansprechpartnern manipuliert sein, dass sie einen solchen Unfug glauben. Natürlich sind diese Fähigkeiten vermutlich hilfreich, wenn man gleichberechtigte Partnerschaften führen will, dann kommt man mit Angeben allein nicht weiter. Ich möchte darauf hinweisen, dass diese löblichen Fähigkeiten aber auch den Mädchen nicht in die Wiege gelegt werden – also warum sind solche Angebote nicht geschlechtergemischt???

Gleichberechtigung setzt die Unterschiedlichkeit der Geschlechter voraus und meint, dass man wegen seines Geschlechts, weder benachteiligt noch bevorzugt werden darf. Was eine Benachteiligung ist, muss immer wieder neu diskutiert werden und zwar zwischen den Ge-schlechtern der einzelnen Generationen! Es wäre deshalb Aufgabe der Stadt, Räume zu schaffen, in denen die Jugend gemeinsam ihre eigenen Lösungen finden kann.“

Januar 2009