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Königs Wusterhausen  
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Die 1270 Reinigungskräfte des Landkreises Dahme-Spreewald bekommen seit Mai mehr Geld, vermeldet stolz die IG Bau Mark Brandenburg. "Gebäudereinigerinnen verdienen jetzt mindestens 6,58 Euro pro Stunde, Fensterputzer mindestens 8,34 Euro." Das ist sicher erfreulich für alle, die in diesen Jobs bisher für weniger arbeiten mussten. Aber, so fragt die Unabhängige Frauenliste Königs Wusterhausen, warum wurde hier von der Gewerkschaft für gleich qualifizierte Arbeit unterschiedlicher Lohn für Männer und Frauen vereinbart?

Ist die Arbeit einer Frau, die putzt, weniger wert als die Arbeit eines Mannes, der putzt? Offensichtlich. Daheim putzt Frau schließlich täglich - nebenher und gratis. Da stellt sich wohl für manchen die Frage, warum sie dafür gut bezahlt werden soll, sobald sie es außer Haus tut, wenn sauber machen doch quasi zum weiblichen Charakter gehört. Putzt aber ein Mann beruflich die Fenster, dann gilt das als richtige Arbeit und muss natürlich entsprechend bezahlt werden.

Sachliche Argumente für die schlechtere Behandlung der weiblichen Reinigungskräfte in dem Tarifvertrag der IG Bau Mark Brandenburg gibt es nicht. Dass er dennoch so abgeschlossen wurde und kein Protest von den Betroffenen zu hören ist, zeigt, wie fest die alten Rollenbilder der Geschlechter in den Köpfen von Männern und Frauen noch sitzen. Diese Vorurteile und Klischees kosten allerdings die Reinigungsfrauen in unserem Landkreis 21 Prozent ihres Lohnes.

Der Grundsatz "Gleicher Lohn für gleich(wertig)e Arbeit" ist sowohl Bestandteil des europäischen Rechtes (EG-Vertrag Artikel 3 und 141, EG-Richtlinie 2006/54) als auch der deutschen Rechtssprechung (Grundgesetz Artikel 3, Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz). Diesem Recht sind die Gewerkschaften in ihren Tarifabschlüssen verpflichtet. Doch wie das Beispiel zeigt, ist Recht haben und Recht bekommen immer noch zweierlei. Frauen müssen deshalb ihr Recht immer wieder einfordern. In diesem Fall bei dem Verantwortlichen für den Tarifabschluss für das Reinigungsgewerbe im Landkreis Dahme-Spreewald, Rudi Wiggert von der IG Bau Mark Brandenburg in Potsdam. Telefon 0331/230796, E-Mail: potsdam@igbau.de . Unterstützung im Kampf gegen ungleiche Bezahlung gibt es bei der Antidiskriminierungsstelle des Brandenburger Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Familie, Telefon: 0331 866-5954, E-Mail: kontakt@antidiskriminierung-brandenburg.de.

Juli 2008